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AutorenbildChristian Spiewok

Transruinaulta 2022


Das Saisonende naht. Aber nicht ohne vorher noch ein Highlight zu absolvieren. Den Transruinaulta und eigentlich auch den Transviamala - der jedoch leider zum Zeitpunkt meiner Anmeldung schon ausgebucht war.


Wem das alles nichts sagt (und mir sagte das zunächst auch nichts): der Transruinaulta (Rätoromanisch für "Rheinschlucht") ist ein Trail-Marathon entlang dem Rhein. Startpunkt ist die erste Stadt nach der Rheinquelle: Ilanz (Rätoromanisch Glion) und das Ziel ist, beim Transruinaulta, Thusis. Zusammen mit dem Transruinaulta wird am darauf folgenden Tag dann noch der Transviamala durchgeführt. Ein Lauf durch die Viamala-Schlucht. Der Transruinaulta ist 42.2km lang mit 1800 Höhenmetern, der Transviamala 19km mit 950 Höhenmetern. Beide Läufe gibt es auch in der Kurz-Fassung ("Curta"). Dort ist der Transruinaulta Curta 24km mit 780 Höhenmetern und der Transviamala Curta 11.5km mit 720 Höhenmetern.


Streckenverlauf

Von Ilanz aus ging es immer dem Rhein entlang an Castrisch vorbei - mehr oder weniger flach auf wunderschönen Trails. Nie besonders technisch und einfach nur schön zu laufen. Nach ca. 12 km stieg dann die Strecke an und führte hinauf nach Versam und von dort auf Singletrails wieder kurz hinab um dann nochmals aufzusteigen bevor es hinunter nach Rhäzüns ging.


In Rhäzüns gab es dann nochmals eine Verpflegungsstation, bevor es in einem langem Aufstieg hinauf zum höchsten Punkt der Strecke bei Kilometer 31 ging. Von dort aus ging es bergab und in einem Wechsel von auf und ab an Summaprada vorbei hinein nach Thusis.


Dabei hatten sich die Veranstalter noch ein besonderes „piece de resistance“ einfallen lassen und drei Anstiege vor den Zieleinlauf gepackt. Besonders der letzte Anstieg war psychologisch sehr herausfordernd, da kurz vorher noch ein Schild stand „nur noch 2km zum Ziel“. Man war also innerlich schon bereit für den Zieleinlauf, musste aber dennoch einen ziemlichen Anstieg überwinden. Das war aber von vorne herein klar, denn schon in der Ausschreibung wurde dieser Bereich extra vergrösserte und auf drei sehr steile Anstiege verwiesen. So richtig überraschend kamen sie also nicht.


Der Zieleinlauf war, wie der Start, perfekt gestaltet und führte direkt auf ein Podest mit dem Motiv des Transruinaulta, wo gleich direkt die Finisher-Fotos gemacht wurden. Kurz vor dem Zieleinlauf war dann auch der am wenigsten attraktive Teil der Strecke - was aber gar nicht anders ging. Denn die letzten fünfhundert Meter führten durch die Stadt ins Zielgelände mit einem nicht sehr steilen aber steten Anstieg. Ebenfalls nochmals psychologisch herausfordernd (aber schön! ;-) ).


Apropos Ziel! Vor dem Ziel gab es ja auch einen Start. Und der erfolgte im Zentrum von Ilanz und führte über die Rathaus-Treppen hinab auf eine kurze, künstlich angelegte, Trailstrecke. Eine schöne Einstimmung auf das Folgende.


Überraschung!

Hier hatte meine Frau noch eine besondere Überraschung für mich parat. Sie hatte nämlich im Vorfeld Stephan Kaufmann, dem Moderator des Transruinaulta - der das sehr gut machte, nebenbei gesagt - einen Zettel mit meiner Geschichte zugesteckt - was ich nicht wusste. Und als ich zum Start ging war ich sehr überrascht dass er nicht nur meine Startnummer erkannte, sondern auch meinen Namen wusste und darüber hinaus meine Geschichte erzählte. Da erst wurde mir bewusst was gerade passiert und ich hatte Tränen in den Augen. Wenn es jemals einen perfekten Start in ein Rennen gab: Hier war er!


Eine ähnliche Überraschung erlebte ich dann auch im Ziel, als sich Stephan Kaufmann bei meinem Zieleinlauf an meine Geschichte erinnerte und mich interviewte. Ich war im ersten Moment völlig perplex und sprachlos und fing mich erst nach einer Weile wieder. Aber was für ein grandioser Augenblick!


Organisation

Das ganze Rennen war meiner Meinung nach perfekt organisiert und durchgeführt. Sowohl das Start- und Zielgelände, die Parkplätze, die Startnummernausgabe und natürlich die Strecke selbst war wirklich sehr gut ausgeschildert und es gab nicht einen Moment wo mir nicht klar war wo es lang ging.


Im Nachgang wurde am Veranstalter Kritik laut dahingehend, als das sich der bis dahin führende Läufer wohl verlief und dadurch seine Führung und den Sieg einbüssen musste. Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Denn als geübter Trail-Läufer habe ich sowohl den Weg ständig im Blick als auch den Track auf meiner Uhr gespeichert. Weiche ich vom Weg markant ab, teilt mir das meine Uhr mit. Ein längeres Verlaufen ist damit quasi gar nicht möglich. Für mich gehört das zur Sicherheitsausrüstung mit dazu und unterliegt damit auch der Ethik des Trailrunnings.


Die Verpflegungsposten waren meiner Meinung nach auch strategisch perfekt ausgewählt (so war zum Beispiel der vorletzte Verpflegungsposten direkt nach dem langen Anstieg von Rhäzüns) und auch die Verpflegung selbst war meiner Meinung nach perfekt auf die Bedürfnisse der Läufer abgestimmt. Beispielsweise gab es dann an den letzten Stationen Cola. Oder salziges. Vorher hätte ich das gar nicht gebraucht.


Alles in allem also ein super Erlebnis und ein wunderschöner Trail-Marathon.


Fazit

Der Transruinaulta (und wohl auch der Transviamala) gehören zum Schönsten was ich bisher gelaufen bin. Ein wirklich nicht sehr technischer Trail - und perfekt organisiert. So macht es richtig Spass. Ich werde im nächsten Jahr sicher wieder kommen!


Danke den Veranstaltern, Stephan Kaufmann und meiner Familie und den vielen Zuschauern - ohne euch wäre es nur halb so schön!


Christian




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